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Feb

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Kaffeefahrt aus der Sicht eines Reiseleiters


Hallo, ich bin der Ali , bin 56 Jahre alt und habe mich in den letzten 10 Jahren auf vielen schönen Ausflügen über einige unzufriedene und geizige Fahrgäste vorallem im Kalabrien Urlaub gewundert. Trotzdem ich immer mit viel Geduld und Freundlichkeit versucht habe, möglichst viel aus ihnen herauszuholen, beschäftigen mich einige Fragen meistens abends beim Einschlafen. Vielleicht könnte man an dieser Stelle einige Antworten darauf erhalten, denn eigentlich macht mir der Job Spaß. Man kommt viel rum, lernt verschiedene Zitate und Sprüche kennen, kann mit seinem Wissen etwas anfangen und trifft meistens viele nette Leute.

Also ich mein das schon ernst, denn die vielen negativen Beiträge über Betrüger und Bauernfängerei bei Kaffeefahrten geben mir schon zu denken. Deshalb bitte ich die Leute, mal in sich zu gehen und mir hier mal ehrlich ein paar Fragen zu beantworten:

Was erwarten sie eigentlich für ein paar Euro?
Glauben sie wirklich, dass hinter diesen unglaublich günstigen Angeboten kein Haken steckt?
Meinen sie wirklich, es geht dabei um Kultur oder Spaß?
Klappt bei Ihnen auf Arbeit immer alles?
Können Sie immer alle Ihre Versprechen halten?

Sehen Sie das ganze doch mal von meiner anderen Seite. Wo können Sie schon einem so professionellen Verkäufer begegnen wie auf einer Kaffeefahrt? Ich z. B. habe mir in monatelangen Schulungen über Motivation und Krisenmanagement, Seminaren über Verkaufspsychologie, Verkaufstechniken und Käuferverhalten sowie in unzähligen Produktschulungen ein derart großes Allgemein- und Spezialwissen angeeignet, um das ein normaler Mensch mich nur beneiden würde. Ich könnte zum Beispiel einem Liebespaar haufenweise Hochzeitstischkarten mitsamt der Hochzeit und gleichzeitig einen Scheidungsrichter vermitteln… Was meinen Sie, wie viel mich das gekostet hat. Das muss ich natürlich auch irgendwie wieder reinholen.

Und damit unsere Ausflüge dabei auch weiterhin schön billig bleiben können, sparen wir halt ein bisschen bei der Qualität des Kaffees, den Sie auf unseren Touren – natürlich soviel sie wollen – serviert bekommen. Ist doch verständlich, oder. Wie erfahren und ausgeschlafen der Busfahrer ist und wie oft der Bus auf Mängel oder ähnlichen Firlefanz kontrolliert ist, spielt für Reise an sich überhaupt keine Rolle. Hier kommt es doch darauf an, wohin es geht und nicht worun es geht. Schließlich bin ich doch auch mit im selben Bus. Würde ich das etwa machen, wenn ich kein Vertrauen hätte?

Aber dieses Wort „Vertrauen“ scheint im Wortschatz einiger Gäste völlig zu fehlen. Die fragen gleich, noch bevor sie in den Bus einsteigen, ob es auch wirklich da und dorthin geht, ob es auch wirklich nur so und soviel kostet und ob wir auch pünktlich wieder zurück sind. Ja meinen sie etwa, ich wüsste das immer? Schließlich kann immer mal etwas dazwischenkommen. Vielleicht eine Umleitung oder gar ein Unfall (hab selbst schon 4 davon überlebt).

Und schließlich kommt es auch darauf an, wie lange die Leute bei den Verkaufspräsentationen brauchen, bis sie ihre Geldbörse zücken. Da muss ich wirklich manchmal alle Register ziehen. Aber ich glaube, den Leuten gefällt das und sie genießen meine lustige und lockere Art. Fakt ist, unter einem gewissen Umsatz komm ich leider nicht auf meine Kosten und da kann ich mich leider auf keine Kompromisse einlassen. Also ich hoffe, dass die meisten das verstehen und sich beim nächsten Mal nicht so anstellen.

Viele Grüße,
euer Ali Abda Mahansen




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